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BEWEGUNG ALS MEDIZIN

Sie wissen es intuitiv – Bewegung ist Medizin: Unser Körper braucht Bewegung. Ignorieren wir dieses grundlegende Bedürfnis, zahlen wir einen Preis in Form von abnehmender Belastungs- und Leistungsfähigkeit. Ein vitaler Körper ist das Resultat, wenn er gemäß seiner ursprünglichen Bestimmung gefordert und gefördert wird, sprich: wenn er in Bewegung bleibt. Die positiven Effekte sind vielfältig, angefangen bei einer besseren Sauerstoffversorgung bis hin zur Beeinflussung des Hormonhaushalts.

Eine regelmäßige, vielseitige Bewegung sorgt nicht nur für frischen Sauerstoff im Blut, sondern auch für eine optimale Funktion des Gehirns. Ein gesunder Körper behält seine Spannung, die Muskeln bleiben aktiv, und die Körperhaltung beeinflusst nachweislich den Hormonhaushalt. Eine aufrechte Haltung wirkt sich positiv auf die Stimmung aus und hilft, depressive Phasen zu vermeiden.

Bei Bewegungsmangel leidet zunächst die Stimmung. Launenhaftigkeit, Depressionen und eine Abnahme der Konzentrationsfähigkeit sind häufige Folgen. Die psychologische Wirkung von Bewegung geht sogar so weit, dass ein körperlich aktiver Mensch Schwierigkeiten hat, in eine depressive Stimmung zu verfallen. Die Wechselwirkung zwischen Körperhaltung, Muskelaktivität und mentaler Verfassung wird in der Psychologie als „Facial und Postural Feedback“ beschrieben.

Nicht nur das mentale Wohlbefinden profitiert von Bewegung. Der Körper reagiert auf Stresssituationen mit der Ausschüttung von Stresshormonen, die für Flucht oder Angriff benötigt werden. Wenn jedoch der Stress nicht körperlich abgebaut wird, bleibt der gestresste Körper auf seiner Anspannung sitzen. Dauerhafter Stress belastet den Organismus, beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit und kann langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen.

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Aerobe Bewegung, wie beispielsweise Ausdauersport, steigert nicht nur die körperliche Fitness, sondern fördert auch die Ausschüttung von Neurotrophinen. Diese Substanzen beschleunigen die Heilung von verletzten Nervenzellen und verbessern die Signalübertragung an den Synapsen. Neurotrophine haben sogar immunsuppressive Effekte, was bedeutet, dass sie überschießende Immunreaktionen unterdrücken können. Neurotrophine sind offenbar auch Signalgeber für das Ein  und Abschalten von Immungenen! Neurotropine werden hauptsächlich von aktiven Nervenzellen gebildet. Neurotrophine haben immunsuppressive Effekte, bewirken also die Unterdrückung von überschießenden Immunreaktionen (unterdrücken z.B. die Bildung von MHC Proteinen). Dies konnten Wissenschaftler unter der Leitung Prof. Hartmut Wekerle, Direktor am Max Planck Institut für Neurobiologie in Martinsried bei München, bereits im Tierexperiment nachweisen. Inwieweit Neurotrophine zur Therapie von autoimmunen Erkrankungen des Nervensystems eingesetzt werden können, wird derzeit von Wekerle und seinen Kollegen untersucht.

Die intellektuelle Entwicklung und damit das Lernen sind eng mit Bewegung verknüpft. Denn die Gedächtnisentwicklung braucht einen Nervenwachstumsfaktor, dessen Bildung durch Bewegung auffällig erhöht wird. Solche sogenannten neurotropen Faktoren bewirken eine stärkere Vernetzung der Nervenzellen im Gehirn. Diese angeregten Nervenzellen bilden vermehrt Fortsätze, die mit anderen Nervenzellen in Kontakt treten. Synapsen werden neu gebildet und Bahnungen finden statt. Bewegung ist also ein Mittel, um die Gehirnentwicklung anzuregen.

Die Auswirkungen von Bewegungsmangel sind vielfältig und reichen von Austrocknung der Bandscheiben über Schwächung der Muskulatur bis hin zu chronischen Rückenproblemen und verschiedenen Gesundheitsrisiken wie Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht.

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Auswirkungen von Bewegungsmangel:

  • Austrocknung der Bandscheiben
  • Schwächung der Muskulatur und Gelenkstrukturen
  • Abnahme der Knochendichte
  • Verminderung der Atemfunktion
  • Einschränkung der Beweglichkeit
  • Unterversorgung des Gehirns mit Blut und Sauerstoff
  • Chronische Rückenprobleme
  • Arteriosklerose
  • Diabetes
  • Adipositas
  • Bluthochdruck
  • Übergewicht
  • Koordinationsschwäche
  • Haltungsschwächen
  • Schwaches Herz-Kreislauf-System
  • Verhaltensauffälligkeiten

Es ist wichtig zu betonen, dass Sport und Bodybuilding allein nicht ausreichen. Ein umfassendes Bewegungsprogramm, das auch Dehn- und Stretchingübungen einschließt, ist entscheidend, um Verkürzungen und Verhärtungen der Muskulatur zu verhindern. Die positiven Effekte von Bewegung gehen weit über die äußere Fitness hinaus und beeinflussen die kognitive Entwicklung, das Lernen und sogar die Stimmung.

In einer Welt, die oft von sitzenden Tätigkeiten geprägt ist, sollten wir die Bedeutung von Bewegung als Medizin nicht unterschätzen. Schon kleine Veränderungen im Alltag können einen großen Beitrag zu einem gesunden und vitalen Leben leisten. Ihr Körper wird es Ihnen danken.